Erfahre, warum selbst die besten Produkte an einem schlechten Onboarding scheitern können und wie du das verhinderst. Der Artikel liefert dir konkrete Einblicke und praktische Tipps, wie du dein Nutzer-Onboarding von Grund auf neu denken und optimieren kannst.

Deshalb sollte dein Onboarding wie ein Check-in im 5-Sterne-Hotel sein

Jeder kennt das aus der eigenen Schulzeit: Du kommst zum Sportunterricht und stehst nach dem Umziehen in einer riesigen, leeren Turnhalle. Keine Wegweiser, kein Empfang. Fühlt sich der Start mit deinem Produkt genauso an?

Dann wundere dich nicht, wenn deine frisch gewonnenen Nutzer sofort wieder verschwinden.

Du gibst Geld für Traffic aus, für Anzeigen, für SEO. Und trotzdem verschwinden im Durchschnitt 60 bis 90 Prozent der Nutzer, bevor sie überhaupt verstanden haben, was ein Produkt für sie leistet. Der Grund ist nicht das Produkt. Es ist das Nutzer-Onboarding.

👉 „Unser Produkt ist selbsterklärend. Unsere Nutzer müssen sich nur ein paar Minuten Zeit nehmen.“

Dieser Mythos zieht sich durch so viele Teams, mit denen ich gesprochen oder gearbeitet habe. Und das kostet Conversion, Aktivierung, langfristige Kundenbindung und je nach Produkt leider Millionen an Umsatz.

Denn deine Nutzer haben keine Zeit. Keine Geduld. Kein Vorwissen. Selbst wenn sie es hätten. Sie wollen nicht verstehen, wie dein Tool hinter den Kulissen funktioniert – sie wollen erleben, was es für sie tun kann und ob es ihr Problem wirklich löst.

In vielen Produkten sieht die First-Time-UX so aus: Registrierung mit unzähligen Feldern, E-Mail bestätigen und Passwort zweimal eingeben. Dann Fragen über Fragen und eine Tour mit 24 Overlays. Am Ende ein Link zum Hilfebereich, falls noch etwas unklar ist. Keine Führung, kein Ziel, kein spürbarer Mehrwert aus Nutzersicht.

Was fehlt, sind nicht Informationen. Es ist Orientierung. Es ist das Gefühl von Klarheit. Stattdessen erleben Nutzer Reibung, Frust und oft Stillstand.

Das wird immer dann zum Problem, wenn du alle durch denselben Onboarding-Flow schickst. Es gibt Nutzer, die alles selbst entdecken wollen. Und es gibt jene, die eine klare Führung brauchen. Wenn du beide gleich behandelst, verlierst du sie aus unterschiedlichen Gründen.

Die Erfahrung zeigt: Sie brauchen Kontext. Struktur. Sicherheit. Das Gefühl, hier richtig zu sein.

Kommen wir zum Anfang zurück. Stell dir vor, dein Produkt fühlt sich beim ersten Besuch an wie ein 5-Sterne-Hotel: Du kommst an. Kein Stress. Keine Fragezeichen. Jemand begrüßt dich mit deinem Namen, zeigt dir, was wichtig ist, wo du es wann findest, ohne dich zu überfordern, und bringt dein Gepäck aufs Zimmer. Genau dieses Gefühl solltest du erzeugen.

Was bedeutet das für dein Nutzer-Onboarding?

Erstens: Reduziere Reibung und Hürden.

Alles, was zwischen deinen Nutzern und den Momenten steht, in denen der Nutzer versteht, wie dein Produkt sein Problem löst (Aha-Momente), kostet dich Aktivierung. Das sind unnötige Felder in Formularen, unklare Begriffe und Prozesse, die nicht auf den Kontext optimiert sind. Onboarding ist kein Training, es ist ein Erlebnis mit einem Ziel.

Zweitens: Zeige Wert, nicht Struktur. 

Führe deine Nutzer nicht durch eine Produkttour mit 100 Klicks auf Buttons, sondern durch Ergebnisse. Zeige, wie dein Produkt ihr Problem löst. Greifbar und so schnell wie möglich, basierend auf ihren Erwartungen.

Drittens: Gib Entscheidungsspielraum.

Biete einen geführten Start für alle, die Orientierung wünschen. Und ermögliche freies, selbstbestimmtes Entdecken für jene, die lieber auf eigene Faust losziehen.

Viertens (der wichtigste Punkt): Teste früher, als es dir lieb ist.

Du brauchst keine große Studie, aber du brauchst Einblick in echtes Verhalten. Klickbare Prototypen. Test-Sessions mit echten Menschen aus deiner Zielgruppe mit offenen Fragen. Frag sie nicht, was sie denken. Lass sie stattdessen laut aussprechen, was sie wann denken und wie sie sich fühlen. Was sie wann warum erwarten.

In den letzten Jahren habe ich immer wieder dieselben Potenziale gesehen: Keine Mikro-Interaktionen. Keine Fortschrittsanzeigen. Unklare und überlange Anleitungen. Und vor allem: zu viele Optionen ohne Priorisierung. Gutes Onboarding reduziert den mentalen Aufwand deiner Nutzer und damit die Optionen in einem Schritt. Es nutzt klare Sprache, das schrittweise Freigeben von Informationen (Progressive Disclosure), visuelle Hierarchie und einfache Interaktionen.

Onboarding ist kein einmaliger Flow. Es ist ein Prozess. Es begleitet deine Nutzer vom ersten Klick bis zur erfolgreichen Nutzung und dem ersten großen Erfolgserlebnis mit deinem Produkt. Sauberes Onboarding senkt deine CAC (Customer Acquisition Costs), verbessert die Aktivierung und erhöht deine Trial-to-Paid-Rate.

Wann ist das Nutzer-Onboarding eigentlich abgeschlossen?

Eine der meistgestellten und zugleich gefährlichsten Fragen. Auf den ersten Blick: Das Onboarding endet, wenn alle Schritte des „Getting Started“-Flows durchlaufen sind. Oder wenn die Produkttour fertig ist. Vielleicht sogar, wenn das Ziel erreicht wurde.

Aus UX-Sicht ist das zu kurz gedacht. Onboarding ist erst dann abgeschlossen, wenn deine Nutzer wiederkommen. Nicht, weil sie müssen. Sondern weil sie den Mehrwert gespürt haben und mehr davon wollen.

Der wirkliche Abschlusspunkt ist nicht das Ende eines Flows, sondern der Beginn der echten Produktnutzung. Wenn deine Nutzer das Gefühl haben: „Das Tool hilft mir und ich will damit weiterarbeiten.“

Für dich bedeutet das: Tracke nicht nur, ob die Tour abgeschlossen wurde. Tracke, ob deine Nutzer das zentrale Versprechen deines Produkts überhaupt erleben. Und ob das schnell, frustfrei und souverän erreicht wurde.

Das Ziel ist nicht, das Onboarding zu beenden. Sondern es so überflüssig wie möglich zu machen.

Fazit: Erfolgreiches Nutzer-Onboarding folgt diesen Prinzipien

  • Reduziere Reibung und Hürden auf ein Minimum. Jeder unnötige Schritt kostet Nutzer.
  • Zeige schnell und gezielt Mehrwert statt Features. Lass Nutzer erleben, wie dein Produkt ihr Problem löst.
  • Biete Flexibilität im Onboarding. Geführte Touren für die einen, freies Entdecken für die anderen.
  • Teste frühzeitig mit echten Nutzern aus deiner Zielgruppe und optimiere auf Basis von echtem Feedback.

Gutes Onboarding ist erst dann abgeschlossen, wenn deine Nutzer nicht nur alle Schritte durchlaufen haben, sondern auch einen echten Mehrwert erlebt haben und aktiv zurückkehren. Behandle jeden neuen Nutzer wie einen wertvollen Gast in deinem 5-Sterne-Hotel – mit klarer Orientierung, persönlicher Begleitung und dem Fokus darauf, dass er sich sofort wohlfühlt.

Mini-Aufgabe für dich

Logge dich in dein eigenes Produkt ein, als wärst du zum ersten Mal da. Fühlst du dich wie im 5-Sterne-Hotel oder stehst du in einer leeren Turnhalle mit zu vielen Türen und ohne Hinweise?

PS: Wenn du an manchen Stellen zögerst, kennst du dein nächstes To-do!

Du möchtest dich über dein Onboarding austauschen oder konkrete Tipps für deinen spezifischen Use Case haben? Dann lass uns gerne vernetzen: https://www.linkedin.com/in/exilschwabe/


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